Innovationsstrategie und CO2-Footprint - Clubtreffen am 4.04.2022

LC Stuttgart | 25. März 2022 | Prof. Dr. Alexander Gerybadze
Die großen Herausforderungen der kommenden 20 Jahre, insbesondere Digitalisierung, Bio- und Gentechnologie und die stärkere Ausrichtung auf eine klimaneutrale Wirtschaft erzwingen fundamentale Transformationsprozesse, die auch ein Umdenken der Innovationsstrategien verlangen.

Die Innovationsstrategie deutscher Unternehmen ist typischerweise durch folgende Merkmale geprägt:
•    Eine dominierende Rolle des verarbeitenden Gewerbes und daher vorzugsweise materielle Innovationen; weniger hingegen wissensintensive Dienstleistungen.
•    Die Konzentration auf mittlere Technologie und oftmals die Vernachlässigung von Spitzentechnologien.
•    Überwiegend kontinuierliche Verbesserungsinnovationen durch etablierte Unternehmen, selten hingegen Erfolge bei radikalen Veränderungen und Sprunginnovationen.
•    Schließlich auch eine Präferenz für teure Produktinnovationen, während man Neuerungen kostengünstiger Massengüter eher Firmen aus anderen Ländern überlässt.
Die großen Herausforderungen der kommenden 20 Jahre, insbesondere Digitalisierung, Bio- und Gentechnologie und die stärkere Ausrichtung auf eine klimaneutrale Wirtschaft erzwingen fundamentale Transformationsprozesse, die auch ein Umdenken der Innovationsstrategien verlangen.

Die Europäische Union hat mit dem "Green Deal" ein ehrgeiziges Programm vorgelegt mit dem Ziel, Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung geht sogar davon aus, dass dieses Ziel in Deutschland bereits 2045 erreicht wird. Besonders harte Vorgaben gelten dabei für Industriefirmen, die ihren CO2-Footprint über die gesamte Lieferkette hinweg durchdeklinieren müssen. Der Vortrag zeigt anhand ausgewählter Unternehmen, wie diese ihre Innovations- und Klimastrategien aufeinander abstimmen und zugleich im harten internationalen Wettbewerb bestehen.

Die Forderung des Koalitionsvertrages, dass Deutschland zum Leitmarkt und Leitanbieter für neue Klimatechnologien werden soll, wird kritisch überprüft. Die bislang zugrundeliegenden energiepolitischen Modellrechnungen gehen von Gas als Brückentechnologie und der langfristigen Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff aus. Vor dem Hintergrund der aktuellen sicherheitspolitischen Verwerfungen wird die Frage aufgeworfen, ob das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 noch zu bezahlbaren Konditionen gehalten werden kann.

Der Vortrag ist zum Nachlesen hier einsehbar (für Lions).

zum Referenten: Prof. Dr. Alexander Gerybadze

Studium der Wirtschaftswissenschaft und Mathematik in Heidelberg und Stanford, Unternehmensberater mit Schwerpunkt für Innovations- und Strategiemanagement, zwischen 1984 und 1991 Partner und Mitglied der Geschäftsleitung von Arthur D. Little International.

Zwischen 1991 und 1996 Professor für Technologiemanagement an der Universität St. Gallen, seit 1996 Professor für Internationales Management an der Universität Hohenheim und Direktor der Forschungsstelle Internationales Management und Innovation.

Zahlreiche Beratungsmandate für Unternehmen und Regierungsorganisationen, u.a. zwischen 2019 und 2014 Mitglied der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) im Auftrag der Bundesregierung sowie Aufbau des Deutsch-Chinesischen Innovationsforums (2012-2017).